Neo Rauch - Gefährten und Begleiter
Grundieren, entwerfen, verwerfen und immer wieder die Distanz suchen. So ließe sich auch das dramaturgische Konzept dieses Porträts beschreiben. Folgerichtig zeigen die ersten Aufnahmen Neo Rauch, den Leipziger Star der internationalen Kunstszene, im Atelier. Was seinen Erfolg ausmacht, ist das Rätselhafte und Kryptische seiner großformatigen Gemälde. In gedämpften Farben entwickelt er Anordnungen melancholischer Figuren, die über Zeit, Raum und Geschichte hinweggleiten, Überschreibungen voller Verweise und Zitate, die bis in die Renaissance-Malerei zurückführen. Die Filmemacherin Nicola Graef unternimmt keine Exegese – Neo Rauch bleibt so entrückt wie seine Geschöpfe. Stattdessen lässt sie andere reden: Sammler seiner millionenschweren Bilder, die es bis in die durchdesignten Esszimmer von New Yorker Kunstliebhabern und die Schlafzimmer italienischer Villen geschafft haben. Malt Neo Rauch nur noch, was von ihm, dem Exoten mit ostdeutschen Wurzeln, der sich am Teutonisch-Autoritären abarbeitet, erwartet wird? In seiner nachdenklichen Art findet er immer eine überraschende Antwort. Ein Grübler fraglos, dem der Film eine Bühne bietet, die er nicht betritt. Er kennt die Klischees und Zuordnungen, die er als Zurichtungen empfindet. Genau in diesen Gegenläufigkeiten hat der Film seine Stärke. Cornelia Klauß