Maman, Maman, Maman / The Great Pretender
The Great Pretender
(englisch OV)
Lügen oder aus Liebe Quatsch behaupten, sich offenbaren, sich erfinden: Nathan Silver taucht seinen romantischen Reigen in Weichzeichner, zoomt auf die Gesichter, um nach den richtigen Gefühlen zu fahnden und die falschen zu enttarnen. Zwei Französinnen lassen sich von New Yorker Männern den Kopf verdrehen, doch das Machtgefüge ist von Anfang an am Wanken. Die Theaterregisseurin Mona inszeniert ihr eigenes Leben nach, um das Leid ihrer verflossenen Liebe auszukosten – und bald schon schlafen reihum fast alle Protagonisten miteinander. In Großaufnahmen seziert Silver die verzogenen Gören, die sich gegenseitig das Leben mal schöner und öfter schwerer machen. The Great Pretender ist ein komödiantischer Schrei nach Hilfe und eine Ode an die Verzauberung der Wirklichkeit durch den Wechsel der Perspektive.
When it comes to love, would you rather lie or make stuff up? Reveal or invent yourself? Nathan Silver steeps his romantic roundelay in soft focus, zooming in on faces in search of true feelings and exposing fake ones. Two French women fall for New York men, but the power dynamics are shaky from the get-go. The theatre director Mona stages her own life in order to savour the pain of her lost love, and soon enough all her protagonists are sleeping together in turn. Silver’s close-ups dissect these spoiled brats who at times make each other's lives more beautiful, and at others more difficult. The Great Pretender is a comedic cry for help and an ode to bewitching reality through a shift in perspective.
Kurzfilm: Maman, Maman, Maman
(französisch/deutsch OmeU)
Familie wird nicht gewählt, Familie ist gegeben. Maman, Maman, Maman verwandelt diese Voraussetzung des Lebens, indem sie mit der einen Meistererzählung bricht und ein Familienalbum widersprüchlicher Hierarchien montiert. Geschichten verflechten Generationen, Orte, Dokumente, Gerüche und Objekte. Und wir wandeln darin: schmecken Mousse au Chocolat mit Whiskey, fühlen uns geborgen umgeben von geblümten Tapeten, beobachten Motten in staubigen Zimmerecken und Sänger im Garten. Der Familiensitz konserviert alles, denn das Haus hält zusammen, gibt Schutz, lädt ein, wird zur Bühne und zum Symbol. Chorisch werden von der Filmemacherin Rituale und Eigenheiten ihrer Familie durcheinandergewürfelt, bis alles sichtbar wird: neue Lebenswege, Abhängigkeiten, Tod und Emanzipation.
Family isn’t chosen, family is given. Maman, Maman, Maman transforms this essential condition of life by breaking with the one master narrative and compiling a family album of contradictory hierarchies. Stories intertwine generations, places, documents, smells and objects. And therein we wander: we taste chocolate mousse with whiskey, feel safe while surrounded by flowered wallpaper, observe moths in the corners of dusty rooms and singers in the garden. The ancestral home preserves everything, because the house holds it all together, gives shelter, invites, becomes a stage and a symbol. As if directing a choir, the filmmaker mixes up her family’s rituals and peculiarities until everything is rendered visible: new ways of life, dependencies, death and emancipation.
Debatte: Erfindung mit gewissen Vorzügen / Invention with Benefits
Debatte mit / Debate with directors Lucia Margarita Bauer and Nathan Silver
Über den Dingen schweben, Perspektiven wechseln, einen Essay aus der eigenen Familie schnitzen: Wie viel Privileg steckt im erfinderischen Erzählen und wie viel Erfindung im Privileg? Von Wissensvorsprüngen, talentierten Lügnern und selbstreflexivem Storytelling.
Floating over things, changing perspectives, crafting an essay out of one's own family: how much privilege is found in inventive storytelling, and how much invention in privilege? Regarding knowledge as power, the craft of lying and self-reflexive storytelling.