Mädchen aus dem Norden, Das
Eigentlich sollte die alte Dame Christina glücklich sein. Sie ist noch sehr rüstig. Ihre verträumte Enkelin und ihr Sohn lieben sie bedingungslos. Und dennoch ist sie eine kühle und unnachgiebige Frau, sogar als sie auf der Beerdigung ihrer jüngeren Schwester in ihre Heimat zurückkehrt. Sie gehört zur indigenen Bevölkerung Fennoskandinaviens, den Samen, auch wenn sie das beim Smalltalk verleugnet. Ihren richtigen Namen, Elle-Marja, kennen nur wenige. Wie es zum Bruch mit der eigenen Herkunft kam, zeigt dieser Film in Form eines Rückblicks in ihre Jugend. Eine Zeit in den 30er-Jahren, wo junge Samen täglich zwischen Diskriminierung und Rassenideologie leben mussten. Regisseurin Amanda Kernell, selbst halb-samisch, entwickelt hieraus kein typisches Historiendrama, sondern webt das schwere Thema in einen Coming-of-Age-Film ein, auf den Spuren eines cleveren, neugierigen Mädchens, von der ersten Liebe bis zur Rebellion gegen die Eltern. Dass ebenjene Mischung zugleich auch noch als visuell bezaubernde Liebeserklärung an die samische Kultur funktioniert, ist bemerkenswert.