Capernaum - Stadt der Hoffnung

Originaltitel: Capharnaüm

 

Einer der großen Favoriten im Wettbewerb des Festival de Cannes 2018, der schließlich mit dem Preis der Jury gewürdigt wurde, war dieses erschütternde Drama in der Tradition des italienischen Neorealismus, das im Hier und Jetzt angesiedelt ist und ein zutiefst trauriges und mitreißendes Porträt entsetzlicher Armut in Beirut zeichnet. Dort trifft der zwölfjährige Junge Zain, gerade erst zu fünf Jahren Haft verurteilt wegen einer Gewalttat, im Gerichtssaal auf seine Eltern, die er verklagt hat. Seine Anklage: ihm das Leben geschenkt zu haben. Warum es dazu gekommen ist, hält Regisseurin Nadine Labaki in ganz unmittelbaren, hautnahen Bildern fest, als wäre man mit dabei in diesem Elend, dieser Verzweiflung, dieser Ausweglosigkeit, in der mittellose Eltern ihre elfjährige Tochter zur Ehe freigeben, um weiter ein Dach über dem Kopf zu haben. In der einer jungen afrikanischen Mutter fünf Tage bleiben, um das Geld für sich und ihren einjährigen Sohn aufzubringen, vielleicht doch nach Europa übersetzen zu können. In der ein zwölfjähriger, völlig mittelloser Junge dafür sorgen muss, dass er und ein Kleinkind überleben können. Das Ganze ist erzählt mit einem Maximum an Kompromisslosigkeit in einem Mahlstrom unfassbarer Ereignisse, die zu einer Kettenreaktion des Schreckens führen. Wenn Zain - Achtung: Spoiler - am Ende des Films von einem Polizeibeamten gesagt bekommt, sich mehr nach rechts zu drehen und endlich einmal zu lächeln, es ginge doch nicht um sein Todeszertifikat, sondern seine Ausweispapiere, und der Junge dann die Mundwinkel nach oben zieht, dann ist das, als würde die Sonne aufgehen.

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FSK n.n. / 123 MINUTEN / arabisch OmU
Libanon/ Frankreich 2018
Filmplakat des Films Capernaum - Stadt der Hoffnung